Kunst am Wegesrand

Waldskulpturenweg Wittgenstein-Sauerland

Der WaldSkulpturenWeg ist eine Streckenwanderung von Bad Berleburg nach Schmallenberg – oder umgekehrt: von Schmallenberg nach Bad Berleburg ツ – mit 11 imposanten Kunstwerken am Wegesrand. Der Themenweg, der teils auf Sauerländer Seite und teils auf Wittgensteiner Seite verläuft, hat eine Gesamtlänge von 23,4 km. Wem das für eine Tageswanderung zu weit ist, der kann daraus auch zwei Etappen oder mehr machen. Man kann die Kunstwerke aber auch bei einer Radtour bestaunen. Ich habe aus der Strecke zwei größere, sehr schöne Mountainbike-Rundtouren von jeweils 35 km gemacht. Der Wanderparkplatz „Albrechtsplatz“ ist bei beiden Touren Ausgangspunkt und Ziel. Er liegt auf dem Rothaarkamm, direkt an der Grenze zwischen dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Hochsauerlandkreis. Die erste Rundtour schließt die Stadt Bad Berleburg im Wittgensteiner Land mit ein und die zweite führt über Schmallenberg im Sauerland.

Rundtour auf Wittgensteiner Seite

Start- und Zielpunkt: Albrechtsplatz

Schmaler Pfad – parallel zur B480 – am Albrechtsplatz

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Skulptur Stein-Zeit-Mensch

Vom Albrechtsplatz geht es zunächst über einen schmalen Pfad – dem Wittgensteiner Panoramaweg – bis zu einem breiten Waldweg. Dieser Waldweg führt an der Friedensquelle vorbei bis Kühhude. Kurz hinter Kühhude steht die erste imposante Skulptur „Stein-Zeit-Mensch“ von dem Künstler Nils-Udo. Es handelt sich um einen riesigen Felsbrocken, umrahmt von Baumstämmen. „Hier erfährt der Mensch seine Zeitlichkeit und seine Verletzlichkeit“, heißt es in der Erläuterung zu dem 150 Tonnen-Quarzit-Monolith.

Skulptur „Stein-Zeit-Mensch“ in der Nähe von Kühhude

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Der verschollene Falke

Von der Skulptur Stein-Zeit-Mensch führt der Waldskulpturenweg weiter zu dem Monument des „Verschollenen Falkens“ …im wahrsten Sinne des Wortes. Hier hat der New Yorker Künstler Alan Sonfist den Schattenriss eines schwebenden Falken auf einer Waldlichtung im Wittgensteiner Wald modellieren lassen, was aber für Wanderer und Radfahrer nicht zu erkennen ist, außer sie können fliegen.ツ Die Umrisse lassen sich nur aus der Luft erkennen. Früher gab es an dieser Stelle eine kleine Holzplattform mit Informationen über das Kunstwerk, doch die ist inzwischen entfernt worden. Die Wegmarkierung für den Waldskulpturenweg ist allerdings gut zu erkennen und übersichtlich angebracht. Es handelt sich dabei um ein blaues Tor auf weißem Grund.

Alte Holzplattform mit Infos über den verschollenen Falken

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Die Grünstation

Vom verschollenen Falken geht´s weiter zur Grünstation, einem leuchtend grünen Haus von der Künstlerin Gloria Friedman. Sie hat das Verhältnis von der Natur zum Menschen thematisiert. Ursprünglich wuchsen Bäume durch das Dach der Grünstation und das Kunstwerk stand inmitten eines großen Fichtenwaldes. Die Bäume im Haus fielen schon früh der Trockenheit zum Opfer, da die Baumwurzeln wegen des Daches nicht genug Wasser bekamen. Der Wald ist nun auch verschwunden und das grüne Häuschen steht etwas einsam auf einem Hügel. Allerdings sorgt die natürliche Verjüngung der Natur dafür, dass es ringsherum schon wieder wächst.

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Die Grünstation im Jahr 2009 und heute

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Breite Waldwege & schmale Pfade

Die Strecke zwischen der Skulptur Stein-Zeit-Mensch und Grünstation verläuft größtenteils auf breiten, befestigten Waldwegen …zum Radfahren gut, zum Wandern etwas langweilig. In den letzten Jahren sind hier sehr viele Bäume dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und mussten gefällt werden, so dass sich die Natur verändert hat. Der schönste Abschnitt führt auf schmalen Pfaden – an der Grünstation vorbei – über das Bärenköpfchen (624m) und weiter über den Lauberg (615), von wo man immer wieder tolle Aussichten in die umliegende Landschaft erhält.

Skulptur Was war zuerst?

Die Tour geht weiter zum Windbrachekopf (598m), wo sich das „Goldene Ei“ befindet. Die Skulptur „Was war zuerst?“ von der Künstlerin Magdalena Jetelová soll die Entstehung des Lebens und dessen ewigen Kreislauf symbolisieren. Das 6,5 m hohe Ei hat einen Durchmesser von etwa 4 m und fällt durch seine Größe und Lichtreflexionen ins Auge. Früher stand es am Waldrand, doch die Fichten sind auch hier verschwunden, so dass es jetzt nur noch am Wegrand steht. ツ

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Skulptur „Was war zuerst?“ im Jahr 2009 und heute

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Odebornkirche & Odeborntal

Ein Stück hinter dem „Goldenen Ei“ verlasse ich den Waldskulpturenweg, dessen Route noch weiter über das Burgfeld ( 585 m ) bis mitten in die Stadt zum Bad Berleburger Rathaus verläuft. Ich fahre die Truftehainstraße hinunter in die Stadt, von wo ein Radweg parallel zur Hauptverkehrsstraße bis nach Wemlighausen führt. An der Heiderbrücke endet der Radweg und es geht rechts ab durch das Dorf bis zur denkmalgeschützten evangelischen Kirche. Direkt an der Kirche gabeln sich die Wege und ich folge einem Radweg – mit schönem Blick über das idyllische Odeborntal – zum Dödesberg und von da weiter über die Berleburger Straße bis nach Girkhausen.

Evangelische Odebornkirche in Wemlighausen

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Blick vom Radweg über das Odeborntal

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Girkhausen & Steinert

In Girkhausen führt meine Tour – immer an der Odeborn entlang – mitten durch den Ort. Dort befindet sich unter anderem eine denkmalgeschützte Wallfahrtskirche. Die evangelisch-reformierte Kirche zu Girkhausen stammt aus der Übergangszeit der Romanik zur Gotik, ist aber größtenteils als gotisch anzusehen. Baubeginn war vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Umgeben von den ortstypischen schwarz-weißen Fachwerkhäusern, steht die Kirche am ehemals höchsten Punkt des Dorfes auf einem kleinen Hügel. Von der Kirche geht´s weiter zum „Alten Backhaus“, wo heute immer noch in einem gemauerten Ofen traditionelles Backhausbrot gebacken wird. Wenige Meter hinter dem Backhaus biegt ein Weg nach links ab, der steil bergauf zur Steinert, dem DSV-Nordic-Aktiv-Zentrum von Girkhausen führt. Oben auf der Steinert angekommen, geht es vorbei an der Skihütte und großflächigen Wiesen direkt zum Albrechtsplatz, dem Ausgangspunkt der Tour.

Rundtour auf Sauerländer Seite

Start- und Zielpunkt: Albrechtsplatz

Aussicht vom Knäppchen auf den Rothaarkamm und ins Lennetal

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Meine zweite Rundtour beginnt wieder am Albrechtsplatz und führt zunächst über den Grenzweg (Rothaarsteig) bis Hoheleye zu „Bürger´s Hof“. Oberhalb des Bauernhofes verläuft ein Wirtschaftsweg bis zur Knäppchenkurve, kurz vor Langewiese, so dass man nicht über die Bundesstraße radeln muss. Am Knäppchen geht´s über einen Waldweg links ab ins Lennetal bis nach Westfeld, wo man am Skilanglaufzentrum auf den Radweg „Lenneroute“ trifft. Wie der Name schon vermuten lässt, führt die Lenneroute immer an der Lenne entlang und kommt direkt im Schmallenberger Lennepark raus.

Schmallenberger Lennepark

In Schmallenberg angekommen, geht es zunächst am Kunsthaus Alte Mühle vorbei und quer durch den Lennepark. Vor dem Kunsthaus steht eine Skulptur mit einem goldenen Hasen, der einen blauen Fisch angelt. Das „Blaue Wunder“ ist ein Kunstwerk von Heinrich Brummack, gehört aber nicht zu den 11 Kunstwerken am Themenweg. Der Waldskulpturenweg beginnt eigentlich am Schmallenberger Rathaus. Nachdem ich den Park durchquert habe, folge ich der Wegmarkierung des Waldskulpturenwegs „Blaues Tor auf weißem Grund“ und fahre ein Stückchen den Aberg hinauf, vorbei am neuen Friedhof und biege direkt dahinter in den Wiesenweg Richtung Grafschaft ab. Dem Wiesenweg folge ich allerdings nicht bis zum Ende, sondern überquere kurz vor den ersten Häusern von Grafschaft eine Wiese und die Grafschafter Straße in Richtung Hof Herntrop und fahre weiter in das Tal der Bremecke zur ersten großen Skulptur auf dieser Rundtour.

Kunsthaus „Alte Mühle“ im Schmallenberger Lennepark

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Wegmarkierung im Wiesenweg am Schmallenberger Friedhof

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Skulptur Über den Teichen

Die Klangskulptur des Künstlers Andreas Oldörp befindet sich im Bremecketal bei Grafschaft und besteht aus einem Kreis hoher Kupfer-Stahl-Stehlen, die wie Orgelpfeifen konstruiert sind und einen Klangteppich von Tönen über das Tal ausbreiten. Allerdings nimmt man das leichte Brummen erst bewusst war, wenn man kurz davor steht. Folgt man von hier dem Weg noch wenige Meter talaufwärts, kommt man direkt zum Mühlenteich, einem idyllisch gelegenen, kleinen Waldsee, an dem man eine Pause einlegen und für einen Moment die Seele baumeln lassen kann.

Skulptur „Über den Teichen“ im Bremeketal bei Grafschaft

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Mühlenteich

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Kloster Grafschaft

Vom Mühlenteich geht es wieder ein Stückchen zurück und über einen schönen Wiesenweg auf der anderen Talseite der Bremecke bis zum Kloster Grafschaft. Das Kloster wurde im Jahre 1072 als Benediktinerabtei gegründet. Heute befindet sich ein Fachkrankenhaus mit dem Schwerpunkt auf Lungenheilkunde und Innere Akutmedizin darin. Außerdem befindet sich dort die Kongregation der „Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus“ (Borromäerinnen), die ihren Ursprung im Kloster Grafschaft hat.

Kloster Grafschaft

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Der Blinker II

Vom Kloster verläuft die Route mitten durch Grafschaft bis kurz vor Ortsende und dann links ab in Richtung Almert. Der asphaltierte Weg führt direkt zur Skulptur Blinker II. Die lichtkinetische Skulptur des Künstlers Timm Ulrichs besteht aus einem Stahlgerüst mit beweglich eingehängten polierten Edelstahl-Spiegeln und wirkt ähnlich wie eine große Filmleinwand, auf der sich die Natur spiegelt – Open-Air-Kino auf der Almert. ツ

Skulptur Blinker II

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Der Hexenplatz

Es geht weiter über die Almert, an einem Bio-Hühnerhof vorbei, bis zur Galgenstraße, die nach Oberkirchen führt. Parallel zur Straße verläuft ein Radweg, den man allerdings nach ca. 200 m wieder verlässt und die Straße überquert. Es geht oberhalb von Oberkirchen um den Giersberg (594m) herum, bis in die Lüttmecke, denn dort befindet sich der Hexenplatz. Ein Ort, an dem im Mittelalter tatsächlich Hexenprozesse stattfanden. Die Künsterin Lili Fischer hat hier Schornsteine installiert, die aus dem Waldboden ragen, eine Wetterfahne und Tore aus großen Ofengabeln. Außerdem gibt es einen, von aufgeklappten Zauberbüchern umstellten riesigen Hexenkessel. Leider fiel auch hier der Fichtenwald dem Borkenkäfer und einem Frühjahrssturm zum Opfer. Allerdings wurde der Ort inzwischen wieder hergerichtet.

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Riesiger Hexenkessel, umgeben von Zauberbüchern im Jahr 2019 und heute

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Tafeln erinnern an die Hexenverfolgung im Mittelalter und deren Opfer

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Der Krummstab

Aus dem Lüttmecketal geht´s stets bergan in das Schmallenberger Höhendorf Schanze. Ich folge dem Waldskulpturenweg, der hier auf den Rothaarsteig trifft, aus Schanze raus in Richtung Klobmanns Rücken. Kurz hinter den letzten Häusern befindet sich der „Krummstab“, ein Kunstwerk von Heinrich Brummack. Ursprüngliche Idee der Skulptur ist die sagenhafte Geschichte des Krummstabes, den der Gründer des Klosters Grafschaft, Erzbischof Anno II. von Köln, anlässlich der Gründung im Jahr 1072 dessen Abt übergab. Als Hirtenstab und Mahnung zur Fürsorge überreicht, wurde der Stab immer mehr zum Zeichen der Macht und des Wohlstandes dieses bedeutenden Klosters. Diese Geschichte des Krummstabes verknüpft Heinrich Brummack in seiner Skulptur mit dem Lutherzitat „Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigene Masse“, das auf der Innenseite der Skulptur eingraviert ist.

Skulptur Krummstab

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Skulptur Kein leichtes Spiel

Vom Krummstab geht´s immer geradeaus bis zu „Klobmanns Rücken“, einer Weggabelung, wo der Waldskulpturenweg nach rechts abbiegt. Nach wenigen Metern befindet sich die letzte Skulptur auf meiner Rundtour links am Wegesrand: Die vier Meter hohe und knapp 64 t schwere Stahlskulptur „Kein leichtes Spiel“ von Ansgar Nierhoff. Sie steht für den Konflikt zwischen den über Jahrhunderte territorial, sprachlich, kulturell und konfessionell getrennten Regionen Sauerland und Wittgenstein. Unweit der alten Grenzen, lässt dieser Ort Wanderer und Radfahrer an der Gemeinsamkeit der ehemals entzweiten Regionen und der Überwindung von Grenzen teilhaben.

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Skulptur „Kein leichtes Spiel“ im Jahr 2019 und heute

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ENDE

Ca. 50 Meter hinter den massiven Stahltoren verlasse ich den Waldskulpturenweg und biege links auf einen Waldweg ab. Der Waldskulpturenweg verläuft ab hier weiter nach Kühhude und zur nächsten Skulptur „Stein-Zeit-Mensch“. Meine Radtour geht wieder an der Friedensquelle vorbei und zurück zum Albrechtsplatz, dem Ausgangspunkt der Tour.

Schön war´s …